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Teilerfolg gegen Atommülllager in Frankreich

(Fr., 05.08.16/SW) Im lothringischen Bure, ca. 120 km von der deutschen Grenze entfernt, versucht die französische Atommüllagentur ANDRA (Agence Nationale pour la Gestion des Déchets Radioactifs) ein „Versuchslabor“ für die Endlagerung von hochradioaktivem Müll zu errichten. Begonnen wurden die Bohrarbeiten 1994, mindestens so alt ist dort auch der Widerstand. In diesem Sommer gibt es erneut zahlreiche Proteste gegen das CIGÈO (Centre industriel de stockage géologique pour les déchets , dt. = umkehrbares geologisches Endlager für radioaktiven Abfall), die jetzt Erfolge zeigen: Gericht von Bar-le-Duc verurteilt die ANDRA!

 

01-08-16: Gemeinsame Pressemitteilung von Réseau "Sortir du nucléaire, MIRABEL - Lorraine Nature Environnement, Meuse Nature Environnement, ASODEDRA, CEDRA 52, Les Habitants vigilants de Gondrecourt, BureStop55, Bure Zone Libre und der Gegner*innen und Einwohner*innen gegen das Projekt CIGÉO in Bure und anderswo

Die Bauarbeiten für CIGÉO sind gestoppt!

Historische Klatsche für die ANDRA nach zwei Monaten Widerstand vor Ort

Das Gericht von Bar-le-Duc hat acht Vereinen und vier Einwohner*innen von Mandres-en-Barrois Recht gegeben. Sie haben in einem Eilantrag vom 25. Juli 2016 einen Baustopp für die Nationalagentur zur Entsorgung von Atommüll (ANDRA) im Bois Lejuc gefordert. Die Bauarbeiten stehen im Zusammenhang mit CIGÉO, dem Endlagerprojekt für hoch gefährlichem Atommüll. Die Bauarbeiten sind illegal. Die ANDRA muss sie unterbrechen und das zerstörte Areal wieder Instand setzen.
Die Vorgeschichte: 7 Hektar Blätterwald wurden bereits gerodet – darunter beinahe 100 Jahre alte Eichen. Der Boden wurde von allen Pflanzen befreit und mit Kies bedeckt. Der Bau einer 2 Meter hohen und 3 Kilometer langen Mauer wurde begonnen. Diese Tatsachen wurden geschaffen, obwohl die ANDRA von den zuständigen Behörden keine Genehmigung erhalten hat und sich die Frage nach der Erforderlichkeit einer Umweltverträglichkeitsprüfung erst gar nicht stellte. Die ANDRA glänzte bei der öffentlichen gerichtlichen Anhörung vom 28. Juli nicht mit Herrlichkeit - im Gegenteil! Sie erklärte, die Bauarbeiten seien zwar im Zusammenhang mit CIGÉO, sie hätten jedoch eine nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes Lejuc zum Zweck! Hinzu kommt, dass die ANDRA, die mitten in der Sitzung hinein platzte, ein lächerliches Dokument aus ihrem Hut zog. Nämlich eine durch den Bürgermeister unterschriebene Verfügung der Gemeinde von Mandres-en-Barrois mit der der vor Wochen illegal bereits begonnene Bau der Mauer nachträglich genehmigt wurde!

Der Gerichtsbeschluss vom 1. August 14 Uhr ist eindeutig: Es ist die Anordnung eines vorläufigen Baustopps bis zur Erteilung einer Rodungsgenehmigung durch die zuständige Behörde. Bei Verstoß muss die ANDRA 10.000 Euro Strafe pro gerodetes Ar zahlen. Sollte die ANDRA innerhalb von 6 Monaten keine Genehmigung eingeholt haben, muss sie die Schäden beseitigen und den Wald in seinem ursprünglichen Zustand versetzen.

Das Gericht schreibt eine Wiederbepflanzung, die Entfernung des Geotextils, des Kies und der Mauer auf der gerodeten Fläche vor. Die Renaturierung muss sich nach den Auflagen der Forstverordnung der Office National des Forêts (staatliche Fortstbehörde) für 2007- 2018 richten.

Ob Illegale Bauarbeiten, oder der Einsatz von Söldnern zur „Verteidigung“ der Mauer: die Manöver und Täuschungen der ANDRA um CIGÉO durchzusetzen stehen nun im Lichte der Öffentlichkeit. Der Gerichtsbeschluss bekräftigt die Begründetheit und Legitimität des Widerstandes von mehreren hundert Menschen und der Einwohner*innen die sich schon seit Wochen den Bauarbeiten der ANDRA widersetzen.

Die Vereine, Einwohner*innen und CIGÉO-Gegner*innen freuen sich über die historische Entscheidung und werden sich nicht damit begnügen. Andere Klagen und Aktionen sind in Vorbereitung um den Wald zurück zu erobern und CIGÉO zu stoppen. Ein Widerstandswochenende mit einer großen Demonstration steht am 13. - 15. August 2016 an.