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Bericht KONRAD-Demo 13. Oktober 2007

Mehr als 5000 TeilnehmerInnen bei KONRAD-Protesten am 13. Oktober 2007 in Salzgitter
 

Mehr als 5000 Menschen (Polizeimeldung 2000) beteiligten sich am Samstag, dem 13. Oktober an den Aktionen gegen das geplante Endlager Schacht KONRAD in Salzgitter. Eine beeindruckende und ermutigende Aktion, die zeigt, das bei KONRAD noch alles offen ist.

Bunte Vielfalt gegen atomare Einfalt.

Im Laufe des Vormittags hatten sich Konvois u.a. aus Remlingen (ASSE II) und vom Schacht KONRAD aufgemacht und kamen mit Traktoren, Fahrrädern und anderen Fahrzeugen zum Festplatz Neissestraße, wo sich bereits einige hundert Menschen versammelt hatten. Das die Demonstration mit leichter Verzögerung um kurz nach 12.00 Uhr begann, kommentierte Versammlungsleiter Peter Dickel: „Wir wollten zu der symbolischen Zeit 5 vor 12 beginnen, aber manchmal ist es später als man denkt. In der Auseinandersetzung um KONRAD ist es jetzt noch 5 vor 12, bei der ASSE II leider schon deutlich später.“

Das Bundesamt für Strahlenschutz war fest im Griff der Polizei. Ein Landwirt (mit Schlafmütze) postierte einen Esel vor den Polizeisperren vor dem BfS, wen immer er damit gemeint haben mag.

„Hier können wir uns eine Kundgebung sparen“, so Peter Dickel, „die Polizei demonstriert hier bereits, wohin staatlich Stellen kommen, wenn sie sich so weit von der Bevölkerung entfernen.“

Während sich der Zug, der die ganze Straßenbreite einahm, mit Samba- und Trommelrythmen durch Salzgitter-Lebenstedt bewegte, schwoll die Demonstration weiter an und kam schließlich mit (gezählten) rund 3.000 TeilnehmerInnen beim Rathaus an., wo bereits einige hundert Menschen versammelt waren und alle von der Rockband mit dem beziehungsvollen Namen Rest.Risiko begrüßt wurden.

Neben den Redebeiträgen vom VW-Salzgitter-Betriebsratsvorsitzenden Andreas Blechner und dem KONRAD-Kläger und Landwirt Walter Traube, dem PysikoChemiker Prof.Dr. Rolf Bertram oder einer Vertreterin der IG-Metall-Jugend, war der Nachmittag vor allem ein „Musikteppich des Widerstandes“, wie Moderator Björn Harmening bemerkte. Zahlreiche Gruppen, die hier ohne Gage spielten, wie etwa Rosenfels und OOMPH! machten deutlich, dass sie dies nicht als Beiprogramm, sondern als Akteure taten. „Kuhdung statt Atommüll“, forderte etwa die Gruppe THE TWANG, die die Veranstaltung auch auf ihrer Homepage beworden hatte. Und als sich gegen Abend noch einmal rund 1500 Menschen vor der Bühne drängten, wandte sich die Gruppe OOMPH! in einschlägig harschen Worten gegen eine Energietechnik, die tötet und forderte die Fans auf. „Laßt Euch nicht fremdbestimmen - von Niemandem - denkt selber.“

Veranstalter zufrieden.

Die Menschen in Salzgitter und der Region um KONRAD und ASSE II haben ein deutliches Zeichen gesetzt. Björn Harmening, der die mehrstündige Abschlußveranstaltung für das Bündnis Salzgitter gegen KONRAD moderierte, betonte vor allem den generationsübergreifenden Charakter der Veranstaltung. Man traf auf dem Platz 70 und 80jährige, die die Auseinandersetzung seit Jahrzehnten verfolgen und ebenso ganz junge Schüler und Schülerinnen, die erst durch die jüngste Entwicklung mit dem Thema konfrontiert sind. Die Rednerin der IG Metall Jugend reklamierte von der Bühne: „Es ist doch schließlich unsere Zukunft.“

Auch Rosemarie Streich vom Umweltschutzforum aus Salzgitter-Bleckenstedt, selbst seit Jahrzehnten engagiert, ist mehr als zufrieden: „Es ist doch überhaupt nicht selbstverständlich, dass so viele Menschen über so lange Zeit bei der Sache bleiben und immer wieder junge Leute dazu kommen.“ Und in der Tat: Wo sonst findet man derzeit vergleichbar große Demonstrationen gegen eine Atomanlage oder Atomenergie insgesamt, als ausgerechnet im Wahlkreis des Bundesumweltministers.

Ursula Schönberger (Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD): „Sigmar Gabriel wird zwar von dieser Aktion nun sicherlich nicht so beeindruckt sein, dass er gleich die Finger von KONRAD läßt. Aber ihm sollte klar geworden sein, dass er sich warm anziehen muss und das die Auseinandersetzung um KONRAD längst noch nicht entschieden ist.“

Demo-Splitter

  • Verkehrte Welt. Während die Stadt Salzgitter bis zum Vortage der Veranstaltung ein Auffahren der Trecker am Versammlungsort verbieten (!) und diese auf einen abgelegenen Parkplatz umlenken wollte, erkannte die Polizei, dass es sich hier um einen selbstverständlichen Teil der grundgesetzlich verbrieften Versammlungsrechtes handelt und setzte dies gegenüber der Stadt durch.
  • Polizeizahlen zur Demonstration: 2000 TeilnehmerInnen vermeldete die Polizei, was bei Insidern zu einigem schmunzeln führte, hatte sie doch bei einem Bürgerfrühstück (Bunt statt braun) eine Woche zuvor auf einem nahegelegenen, deutlich kleineren Areal 3000 TeilnehmerInnen vermeldet. Wir wollen dies nicht kommentieren; wer bei der Demonstration dabei war, weiss ohnehin, wie die Stimmung in Salzgitter und der Region ist.

Anlage : Fotoseite als pdf