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Atommüll Alarm 2014

(Atom)müll-Alarm im Hinterland

(Mo., 07.07.14/SW) Was tun, wenn der Abfallberg wächst? - Letzte Woche ist es wieder passiert: die Müllabfuhr hatte uns wohl vergessen und am Abend stand fast die ganze Nachbarschaft ratlos vor ihren stinkenden Mülltonnen und -säcken. Ein paar Schmeißfliegen summten monoton in der Luft. „Tja, vielleicht kommen sie ja morgen.“ sagte Susi und zog sorglos die Haustür wieder hinter sich zu. „Und wenn nicht?“ fragte Hans und betrachtete die nicht unerhebliche Müllmenge in der ganzen Straße.

„Soll ich das jetzt etwa alles wieder reinholen?“ - „Kommt gar nicht in Frage!“ schimpfte Reinhild „Da hol ich mir ja das Ungeziefer und wir werden noch krank davon!“ Auf der anderen Straßenseite schmunzelte Swantje über den Gartenzaun, seit Jahresanfang macht sie jetzt Plastikfasten und kennt diese Probleme gar nicht mehr. „Also ich ruf jetzt mal bei der Stadtverwaltung an, die sind doch schließlich zuständig“, beschließt Almuth und greift zum Telefon. „Wenn das so weitergeht, zahlen wir die Müllgebühr nicht mehr.“ drohen Anna und Arthur. Es hängt Ärger in der Luft und ich stehe mittendrin. Am Ende beschließt die Nachbarschaft, dass es so nicht bleiben kann und dass man sich gemeinsam wehren will, z.B. mehr Druck bei der Verwaltung machen.

„Wäre schön, wenn ihr euch mal genauso viele Gedanken über den Atommüll machen würdet“ murre ich und werde plötzlich angestarrt „den holt nämlich überhaupt niemals jemand ab, weil es dafür kein Konzept gibt. Davon liegen Unmengen im ganzen Land herum und die Lager sind voll und marode.“ Zuerst sagt keiner etwas, ein paar schauen nachdenklich auf die gelbe Fahne mit der roten Sonne, die an Swantjes Haus im Abendwind weht.

„Aber da gibt es doch jetzt diese Endlager-Kommission“ wirft Almuth ein „die werden schon eine Lösung finden“. - „So einfach ist das glaube ich nicht“ sagt Hans „wenn wir da keinen Druck machen, bleiben wir doch auf dem Atommüll auch sitzen.“ Jetzt mischt sich auch Swantje in unser Gespräch ein: „Vor allem wird er immer mehr, wenn wir nichts unternehmen!“

Fragend werde ich angeschaut, soll etwas vorschlagen, was wir machen können...ich sei doch in dieser Initiative und habe bestimmt eine Idee? Na klar habe ich die, denn in der AG Schacht Konrad haben wir schon viel darüber diskutiert: eine Atommüllkampagne muss her! Nicht nur in unserer Seitenstraße oder unserem Dorf, sondern überall im Land müssen wir uns zusammen tun und Druck aufbauen, damit sich in der Politik endlich was ändert. Gemeinsam mit vielen anderen Aktiven, Initiativen und Verbänden wollen wir das jetzt auf die Beine stellen und uns dazu am 19. Juli in Göttingen treffen. Einladung

Meine Nachbarn haben sich jetzt im Hobbykeller von Hans verabredet; Reinhild will schon mal Spenden sammeln und Almuth eine Veranstaltung im Dorfgemeinschaftshaus organisieren. Nur Susi beobachtet das noch etwas skeptisch, aber immerhin nicht mehr sorglos!

Silke Westphal