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Greenwashing von Atom-Risikotechnologie?

Atomkraft – nein danke!

Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. 03.01.2022 / In Brüssel wird derzeit um die künftige europäische Energiepolitik gerungen: „Es muss anerkannt werden, dass der fossile Gas- und der Kernenergiesektor zur Dekarbonisierung der Wirtschaft der Union beitragen können“, heißt es in einem Brüsseler Entwurfspapier, der in der Neujahrsnacht an alle 27 EU-Staaten geschickt wurde. Welche Position Deutschland einnimmt, ob – vor allem – die Atomkraft als „nachhaltig“, also förderungswürdig angesehen wird, sieht die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg als „Realitätscheck“ für die Ampelkoalition.

Selbst wenn die Atomkraft nur als Übergangs- und Brückentechnologie gesehen würde, würde aus Sicht der BI diese Brücke nicht tragen, denn bis neue Atomkraftwerke fertig sind, gingen viele Jahre ins Land: „Zeit, die man in der Klimakrise nicht verplempern darf.“ Verbunden damit seien immense Kostensteigerungen. Der Block 3 im finnischen Olkiluoto ist seit dem 12. August 2005 im Bau und soll nach 17 Jahren Bauzeit Anfang des Jahres mit der Stromproduktion beginnen. Errichtet wird der „Reaktor neuen Typs“, der EPR, von der französischen Firma Areva und von Siemens. Der Preis schoss von 3 Mrd. Euro auf 8,4 Mrd. in die Höhe.

Beim einzigen Reaktor, der in Frankreich in Bau ist, explodieren die Kosten ebenfalls. Ursprünglich sollte der „EPR“ in Flamanville 3.5 Milliarden Euro kosten und nach 4 ½ Jahren Bauzeit den Betrieb aufnehmen. Bisher haben sich die Gesamtkosten auf 12.4 Mrd. Euro erhöht. Der französische Rechnungshof geht davon aus, dass die Gestehungskosten um weitere 6.7 Mrd. Euro auf dann ca. 19.1 Mrd. steigen könnten. Die Bauzeit wird neuerdings mit 15 Jahren angegeben. 

„Das Prädikat „nachhaltig“ verbietet sich schon deshalb, weil die Risiken der Atommülllagerung nicht vom Tisch gewischt werden können“, so BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. Auch hier komme es zudem zu einer Kostenlawine: die französische Betreibergesellschaft ANDRA schätzt, die Kosten für die Endlagerung könnten sich auf 31 Mrd. Euro aufsummieren. Ehmke: „Das scheint aus der Luft gegriffen. Zum Vergleich: Bis zum Jahr 2099 könnten sich die Kosten für die nukleare Entsorgung in Deutschland auf 182 Mrd. Euro summieren, errechneten die Wirtschaftsprüfer Warth & Klein Grant Thornton– bei einem viel kleineren Reaktorpark als in Frankreich.“

Von Wirtschaftsminister Robert Habeck und seiner Amtskollegin, Umweltministerin Steffi Lemke, erwartet die BI Gegenwehr und notfalls, wie von Österreich bereits angedroht, eine Klage gegen die EU-Verordnung.

Wolfgang Ehmke, Pressesprecher