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Fukushima/Grohnde mahnen - oder warum Lachen gesund ist

(Mo., 17.03.15/ UT) Wer auf Atomenergie setzt, wählt den Pakt mit dem Teufel. „Faust“, allein der Name prädestinierte das Kulturzentrum in Hannover für die zwölfstündige Veranstaltung anlässlich des  vierten Fukushima-Jahrestages. Absicht der Organisatoren „Regionalkonferenz AKW Grohnde abschalten “ war, mit einem vielfältigen Angebot  aus „Info-Updates“, Filmen, Livemusik … Möglichkeiten der Begegnung und Information zu schaffen. Denn, so Peter Dickel von der Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD, es gäbe viel zu tun, doch in der Öffentlichkeit scheine das Gefühl verbreitet zu sein, mit dem Atomausstieg der Bundesregierung sei bereits alles getan.

Diese Einschätzung schien sich bei der mittäglichen Mahnwache für die Fukushima-Opfer „Am Küchengarten“ zu bestätigen. Nur eine kleine Menschengruppe hatte sich eingefunden. Passanten gingen vorüber mit prallgefühlten Einkaufstüten. Nur wenige ließen sich ansprechen. Ein paar Mädchen waren interessiert, ein junger Vater mit seiner kleinen Tochter gesellte sich zu der Mahnwache.

Die „Info-Updates“ im Faust - zu Fukushima, der Atommüll-Bestandsaufnahme und den Sorgen der Regionalkonferenz mit ihrem „Hausreaktor“ in Grohnde - zeigten auf, dass die Probleme mit der Atomwirtschaft weiter virulent sind. Dabei ist Politik und Betreibern in Japan und Deutschland eines gemein: Sie wollen sich aus der Verantwortung stehlen.

Dr. Angelika Claußen vom IPPNM (intern. Organisation atomkritischer Ärzte) schildert wie sehr in Japan versucht wird, die Auswirkungen der Katastrophe in Fukushima zu vertuschen. Zu den radioaktiven Belastungen im Pazifik und deren Folgen, so die Ärztin, werden überhaupt keine Untersuchungen angestellt. Die Gesundheitsschäden der Bevölkerung werden kleingeredet, Messgeräte falsch geeicht, Untersuchungen von Kindern verhindert oder deren Ergebnisse verharmlost. Und der oberste Atomaufseher Japans, Professor Suzuki Tomohiko setzt diesem blanken Zynismus an den Opfern  die Krone auf: „Wenn Sie lachen“, empfiehlt er, „dann gibt es keine Gesundheitsfolgen von Radioaktivität.“

Verharmlosung und Trickserei statt Verantwortung, davon berichtet auch Ursula Schönberger, Redakteurin der Internetplattform www.atommuellreport.de in einem weiteren „Update“  Es geht um Atommüll. Das Verzeichnis deutschen Atommülls, das die Bundesregierung im letzten Herbst vorgelegt hat, sei ein subtraktiver Entsorgungsbericht, der weder die atomaren Hinterlassenschaften des Uranabbaus berücksichtige, noch den gesamten Atommüll, der zur „Freimessung“ zugelassen wurde und wird. Andere Müllpartien werden einfach in Wertstoffe umdeklariert oder zu radioaktiven Abfällen aus Forschungsanlagen erklärt. Beides könnte dann per neuer Rechtlage exportiert und ebenfalls von der Gesamtbilanz abgezogen werden. Auf diese Weise werden große Atommüllmengen politisch einfach wegsubtrahiert. Deshalb, so Schönberger, müsse auf die Politik Druck ausgeübt werden, damit sie ihrer Verantwortung nachkommen.

Druck machen will die „Regionalkonferenz AKW Grohnde abschalten“ jetzt, weil das Atomkraftwerk in Grohnde in unserem angelblich „atomausgestiegenen“ Land, noch bis Ende 2021 laufen soll. Der rissanfällige Stahl, die Alterungsprobleme bilden ein zunehmendes Gefährdungspotential.  Um mit einer Klage, die sofortige Abschaltung des Reaktors zu erwirken, hat die Regionalkonferenz einen Rechtshilfefonds gegründet, für den sie bei der Veranstaltung im Faust warb.

Und weil Lachen zwar nicht vor Radioaktivität schützt, aber gut für die Stimmung ist, sorgten zwischen allem Ernsthaften die“ Bad Nenndorf Boys“ und „Peace of Development Crew“ für heiter musikalische Zwischentöne.