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Fachgespräch: „Schacht KONRAD“ – Eine Frage der Sicherheit

(Do., 24.07.14/UT) Eine Zeitreise ins 200 Millionen Jahre zurückliegende Jura versprach Hannes Wimmer, Geschäftsführer der Gesellschaft für Nuklearservice (GNS). Was nach Abenteuer klang, war ein Beitrag auf dem „Fachgespräch: Schacht KONRAD“ in Berlin,  zu dem  Sylvia Kotting-Uhl als atompolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion eingeladen hatte. Als abenteuerlich erwiesen sich hierbei allenfalls die Argumente, mit denen eine nichtrückholbare Tiefenlagerung von Atommüll in Schacht KONRAD begründet wurde.

Die Fronten waren klar getrennt: Und das bezog sich nicht nur auf die Reihenfolge der Redebeiträge, sondern vor allem auf die Interpretation von Begriffen etwa beim Thema Sicherheit.  Die Vertreter vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und GNS zogen sich auf die atomrechtliche Genehmigung zurück, ungeachtet der Tatsache, dass seinerzeit von Seiten der Bundesregierung immer wieder per Weisung in den Genehmigungs-prozess eingegriffen worden war.

 „Wenn wir von Sicherheit sprechen, meinen wir nicht Rechtssicherheit“, erklärte indes die niedersächsische Landtagsgrüne Miriam Staudte. Vor allem in punkto „physischer“ Sicherheit sieht auch der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel Handlungsbedarf. Bereits in der Vergangenheit hatte er betont, die Sicherheitskriterien für KONRAD müssten nach dem neusten Stand von Wissenschaft und Technik überprüft werden. Die momentan gültigen Kriterien stammen aus den 1970er und 1980er Jahren. Die Genehmigung wurde 2002 erteilt. Wenn KONRAD tatsächlich 2022 in Betrieb gehen sollte, dann wäre die Genehmigung zwanzig Jahre alt. Die Genehmigung für einen Hausbau wär in diesem Zeitraum längst erloschen.

Der Physiker Wolfgang Neumann von der intac stellte in seinem Referat einen langen Katalog von Sicherheitsrisiken vor. Zum Beispiel gäbe es keine Analysen darüber,  wie sich Radionuklide in Wasser und Luft ausbreiten. Das Konzept für KONRAD sei dasselbe, wie für die Asse, von denselben Köpfen erdacht. Dennoch wurde bisher aus den Fehlern, die zum  Asse-Desaster führten, keine Risikobetrachtung für Schacht KONRAD abgeleitet. Zudem sei mit KONRAD das Problem für schwach- und mittelradioaktive Stoffe keineswegs gelöst, denn da gäbe es noch eine Vielzahl von Abfällen, die nicht in KONRAD eingelagert werden könnten. Es müssten auf jeden Fall noch weitere Optionen gefunden werden.

Hier hakt der grüne Kommunalpolitiker Andreas Knoblauch aus Salzgitter ein. Es sei doch nicht nachvollziehbar, erörtert er in seinem Vortrag, dass Schacht KONRAD nach einem veralteten Konzept und sicherheits- bedenklichen Daten weiter ausgebaut würde, nur weil es einmal so genehmigt sei und möglicherweise ein weiteres Lager parallel dazu entstehe, dass nach aktuellen Sicherheitskriterien konzipiert sei.

„Ohne KONRAD gäbe es keinen Rückbau“, sagte Wimmer von der GNS und machte damit deutlich, dass die Entwicklung alternativer Lagerkonzepte außerhalb seiner Vorstellung liegen. Und sein Plädoyer für die nichtrückholbare Tiefenlagerung: „dann nimmt die Erde, die Geo-Matrix, die Verantwortung auf.“

 

Intac Hannover/Wolfgang Neumann: Kritische Betrachtung des geplanten Endlagers Konrad

umweltfairaendern.de: Atommüll Schacht Konrad: Viele Probleme und aus dem Desaster in der ASSE nichts gelernt