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Besorgniserregender Vorfall im AKW Gundremmingen

Folgende Nachricht erreichte uns von Raimund Kamm (FORUM Gemeinsam gegen das Zwischenlager e.V.):  

Liebe Gesundheits- und UmweltfreundInnen!

Am vergangenen Donnerstag kam es im AKW Gundremmingen zu einem schweren Vorfall. Beim Umsetzen verbrauchter Spaltelemente*) im Lagerbecken von Block C brach der Kopf ab. Angeblich wurden die Spaltstäbe nicht aufgerissen und kein Spaltmaterial freigesetzt. Von einem ähnlichen Vorfall habe ich noch nie gehört. Am Freitag vergangener Woche wurde dies öffentlich gemacht. Ich habe umgehend die untenstehenden Frage an die Medien gesandt und einige Experten um ihre Meinung gebeten. Bisher hat nur Wolfgang Neumann (intac, Hannover)  geantwortet.

Vermutlich wird dieser Vorfall bisher unterschätzt. Hier ein paar Hintergrundinformationen: Ein Spaltelement besteht im AKW Gundremmingen üblicherweise aus einem Bündel von 100 Spaltstäben. Diese Spaltstäbe sind über 4 m hoch und etwa fingerdick. Sie sehen aus wie ganz lange Tablettenröhrchen. In ihnen werden die Urantabletten oder auch die MOX- oder WAU-Tabletten eingefüllt. Solange die Kernspaltung noch nicht begonnen hat, kann man die Strahlung gut abschirmen.  

Ein Gramm kann ganze Regionen verstrahlen. Wie unvorstellbar radioaktiv der Inhalt der Spaltstäbe ist, haben wir durch die Katastrophe von Tschernobyl erfahren. Damals mussten insbesondere in Süddeutschland der Grasschnitt und das Heu „entsorgt“ werden. Spielplätze und Sandkästen wurden gesperrt. Über Berchtesgaden und dem Bayerischen Wald regnete einiges ab. Sogar am meisten über dem Raum Augsburg. Luftlinie Tschernobyl - Augsburg: 1400 km.
Und das wurde verursacht durch 1 Gramm Jod 131, das insgesamt über der damaligen BRD niederging. Nur ein Gramm. Dieses J-131 hat eine Halbwertszeit von acht Tagen. Es ist also längst verstrahlt und verschwunden. Die Halbwertszeit gibt an, wie lange es dauert, bis jeweils die Hälfte des jeweiligen Stoffs verstrahlt und „verschwindet“.

Heute noch sind die meisten Wildschweine in bayrischen Regionen zu hoch verstrahlt. Das rührt von einem anderen Nuklid her, das bei der Spaltung von Uran entsteht: Cäsium 137. Das hat eine Halbwertszeit von 30 Jahren. Und von diesem Stoff wurden etwa 230 Gramm über die BRD geweht und abgeregnet. (Quelle: BfS: „Tschernobyl - 20 Jahre danach“ S. 9)

Die verbrauchten Spaltelemente sind meistens schon viele Jahre im Abklingbecken. Das Jod 131 ist also verschwunden. Aber viele andere tödliche Nuklide insbesondere auch Plutonium sind noch für Jahrhunderttausende vorhanden.

Wir bitten unsere zuständigen VolksvertreterInnen im Bayerischen Landtag, die für die Atomaufsicht zuständige Staatsregierung zu einem Bericht über den Gundremminger Vorfall aufzufordern.

*) Nach der Verbrennung sind Brennstoffe (Kohle, Öl) weniger toxisch. Nach der Spaltung ist jedoch das Spaltmaterial um viele Millionen Mal mehr strahlend.

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