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AKWs auch über Ostern gefährlich. Protest bei RWE in Essen gegen AKW Emsland

(So., 05-04-2015/Di.) TeilnehmerInnen des Ostermarsches Rhein-Ruhr haben am heutigen Ostersonntag vor dem RWE-Tower in Essen gegen das geplante Wiederanfahren des Reaktors in Lingen protestiert. Das 27 Jahre alte AKW Emsland in Lingen war am Karfreitag nach einem Leck im Primärkreislauf vom Netz gegangen. Initiativen und Verbände fordern von der Atomauf­sicht in Hannover das AKW ganz vom Netz zu nehmen, bevor es wegen fortschreitender Materialer­mü­dung zu immer weiteren Problemen kommt. Der Betreiber bezeichnete den Störfall zunächst als nicht meldepflichtig und wollte den Reaktor schon am Sonntag wieder anfahren. Demgegenüber teilte das Niedersächsische Um­weltministerium als Atomaufsicht mit, das AKW werde voraussichtlich am Dienstag wieder ans Netz gehen. Im Oktober 2013 hatte NMU Wenzel nach einem Ölbrand im AKW Emsland angekündigt, meldepflichtige Ereignisse in Zukunft grundsätzlich extern überprüfen zu lassen.

[Presseinfo NMU] [Neue Osnabrücker Zeitung] [AKW Lingen 2/Emsland im atommüllreport.de]

Mittlerweile unterstützen 120 Anti-Atomkraft-Initiativen, Umweltverbände und Parteien eine Reso­lution „Atomstandort Lingen nicht länger tolerieren“ zur sofortigen Stilllegung des AKW Emsland sowie der benachbarten Brennelementefabrik in Lingen. Wörtlich heißt es dort: „Eine weitere Nutzung wäre völlig unverantwortlich, offensichtliche Sicherheitsprobleme dürfen nicht länger kleingeredet werden. Die Altersprobleme der Atomanlagen in Lingen werden sich in Zukunft naturbedingt verstärken. Das wollen wir nicht hinnehmen.“ Wie berichtet fand hierzu am 30, November 2014 eine gemeinsame Kundgebung in Lingen statt. Wenige Tage zuvor hatte die taz aufgedeckt, dass es bei einer Katastrophenübung in Lingen am 17. September 2013 verheerende Pannen gegeben hatte. Siehe hierzu bei WDR online: [Verheerende Pannen beim Super-GAU-Test]

In der Vorwoche war es zu einer Schnellabschaltung im AKW Gundremmingen gekommen, die wie der Betreiber im Nachherein auf einem Bedienfehler beruhte. „Doch wie konnte es passieren, dass ein Arbeiter einen falschen Handgriff tat, der zur automatischen Schnellabschaltung führte?“, fragt nicht nur die Heppenheimer Zeitung. Sie zitiert den langjährigen Leiter der technischen Atomaufsicht des Bundes, Dieter Majer, der Vorfall zeige einmal mehr beispielhaft, dass der Betrieb von zwei Reaktoren an einem Standort nachteilig sein könne. „Es hat ein Irrtum stattgefunden, der beide Blöcke involviert.“ Dieser und andere Vorfälle weltweit würden wiederholt zeigen, „dass es im Ablauf und in der Beherrschung von Störfällen zu Problemen kommt, wenn zwei Blöcke betrieben werden, weil es zu Wechselwirkungen kommen kann, obwohl dies nicht vorgesehen ist.“

mehr Infos: [Doro Schreier auf Netzfrauen.org] [Heppenheimer Zeitung] [Gundremmingen im atommüllreport.de]