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(Do., 22.08.19/SW) Warum das Bundesamt für Strahlenschutz vor Kurzem mit 190 Millionen Jodtabletten das Vierfache seines bisherigen Bestands geordert hat, hat jetzt der WDR recherchiert. Grundlage sei eine Empfehlung der Strahlenschutzkommission nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima, sagt demnach der Strahlenbiologe Wolfgang Müller, früherer Vorsitzender der Strahlenschutzkommission. Fukushima habe gelehrt, dass mit katastrophalen Reaktorunfällen gerechnet werden müsse und dass es auch mehrtägige Freisetzungen geben könne. Währenddessen könnten die Windrichtungen wechseln und viel mehr Gebiete betroffen sein, als das nach einer eintägigen Freisetzung der Fall wäre.

Auf Empfehlung der Strahlenschutzkommission seien die Notfallzonen rund um die Atomkraftwerke erheblich vergrößert worden. Seitdem gelte das gesamte Gebiet der Bundesrepublik Deutschland als "Fernzone". Dort müssten unter anderem alle Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie Schwangere mit Jodtabletten versorgt werden. Da in Deutschland bis Ende 2022 die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet werden sollen, sei die Atomunfallvorsorge nicht so sehr in Deutschland dringlich, sondern wegen grenznaher Atomkraftwerke in Belgien, Frankreich, der Schweiz, Tschechien und Schweden, meint Müller laut WDR. In den Niederlanden argumentiert man andersherum, laut „Dagblad van het Noorden“ werden in einem 100-Kilometer-Umkreis vom AKW Lingen Jodtabletten an niederländische Kinder verteilt, weil man einen Super-GAU in Lingen befürchtet.