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Gedenken an Nagasaki

 

(So., 09.08.15/SW) Heute vor 70 Jahren fiel die Atombombe auf die japanische Stadt Nagasaki und tötete dort - wie drei Tage zuvor in Hiroshima - zigtausende Menschen sofort. Diejenigen, die sich im innersten Stadtkern aufhielten, verdampften buchstäblich in der Hitze. Viele suchten Schutz vor dem atomaren Feuer, indem sie in den Fluss sprangen. Die überwiegend unmittelbar bei der Explosion freigesetzte nukleare Strahlung tötete in den Wochen darauf zahlreiche weitere Einwohner, die sehr hohe Strahlendosen erhalten hatten. Insgesamt starben bei dem Abwurf samt den Spätfolgen bis 1946 unterschiedlichen Schätzungen zufolge 90.000 bis 166.000 Menschen. Es ist fast ein Menschenleben her, seit dies geschah, doch das Sterben geht weiter.

Mit 100.000 leuchtenden Papierlaternen auf dem Fluss Motoyasu gedenken die Einwohner von Hiroshima und Nagasaki jedes Jahr der Opfer der Atombombenabwürfe. Die Lichter erinnern symbolisch an die vielen verzweifelten Menschen, die Schutz im Wasser der Flüsse suchten. Auch in Braunschweig gedenken wir jährlich am Hiroshima-Ufer der Oker den Opfern dieser menschengemachten Katastrophen. Veranstaltet wird dies seit 10 Jahren vom Friedenszentrum Braunschweig und dem diesjährigen Aufruf folgten trotz des außergewöhnlich warmen Sommerabends rund 100 Personen.

Während die Leuchtkraft der auf dem Okerwassser schwimmenden Kerzen in der zunehmenden Dunkelheit immer stärker wurde, lauschten sie andächtig den vorgetragenen Berichten aus Japan. Noch heute werden die Hibakusha - die Überlebenden des nuklearen Feuers - gesellschaftlich und wirtschaftlich geächtet, finden kaum Freunde und Partner, Arbeitsplätze werden ihnen verweigert. Diejenigen, die trotzdem Kinder und Enkelkinder haben, erfahren immer wieder erneutes Leid, wenn auch die nachfolgenden Generationen strahlenkrank werden. 

Heute lagern weltweit immer noch über 16.000 Atomsprengköpfe mit einer Zerstörungsgewalt, die 900.000 Mal so groß ist wie die Hiroshima-Bombe. Die Atomächte entwickeln, bauen und verkaufen neue "bessere", genauere Sprengköpfe, neue Trägersysteme, die Proliferationsgefahr steigt. Entgegen vergangener Ankündigungen aus der Bundesregierung sollen auch die in Deutschland verbliebenen US-Atomwaffen in Büchel/Eifel nicht abgezogen, sondern ab 2017 durch modernere ersetzt werden - die NATO-Atomwaffenstrategie will es so. Die Gefahr eines Atomkrieges ist noch lange nicht gebannt.