Antonias Wörterbuch

"Sprache schafft Wirklichkeit. Damit uns Politik und Atomindustrie nicht ihre Wirklichkeit überstülpen, müssen wir darauf achten unsere eigene Sprache zu sprechen."

Antonias Wörterbuch

Lebendig begraben | Während die Erbauer von Kriegsgerät ihre Panzer gern mit Tiernamen (Leopard, Marder, Fuchs…) belegen, als seien es Fabelwesen, frequentiert die Atommüllindustrie lieber die griechische Götterwelt. Nachdem  des  Castors guter Name für Transport- und Lagerbehälter radioaktiver Stoffe herhalten musste, wurde auch sein Bruder Pollux vom Olymp heruntergestoßen, um einer ähnlichen Sache zu dienen. Soll er doch in Zukunft Brennstäbe für die Ewigkeitslagerung verwahren. … [Weiter]
„Der Castor kommt!“ Castor, ein Held aus der griechischen Götterfamilie. Doch was sich hinter seinem Namen verbirgt, ist nichts weiter als die etwas eigenwillige Abkürzung für „Cask for storage and transport of radioactive material“ - einem Behälter also, zum Transport und zur Aufbewahrung von radioaktivem Material. Ein Mythos ist in die Technik abgewandert. Und der fragliche Held? Er hat dabei seine Einmaligkeit eingebüßt. Sind doch auf bundesdeutschen Schienen und Straßen ständig… [Weiter]
Heimliche Vagabunden | Deutschland ist eine Dreiklassenmüllgesellschaft. Da wird fein säuberlich getrennt in Wertstoffmüll, Biomüll und Restmüll. Die bewährte Dreiteilung wurde auch für atomare Abfälle übernommen, nur dass hier in hochwärmeentwickelnde, schwachwärmeentwickelnde und freigegebene Abfälle unterschieden wird. Die freigegebene Art entspricht dem Wertstoffmüll und ist eigentlich gar kein Atommüll mehr, weil er aus dem Atomgesetz entlassen wurde und somit vogelfrei in der… [Weiter]
Schnäppchenjäger | Zugegeben, alte Häuser haben ihren Charme. Wer ein altes Haus erwirbt, vielleicht schon etwas baufällig, aber dafür mit einem romantisch verwilderten Garten, mag das vielleicht aus reiner Nostalgie tun, aus purer Lust am Restaurieren oder einfach, weil das Haus für einen Schnäppchenpreis zu haben war. Mit Liebe und Sorgfalt wird umgebaut, saniert und instand gesetzt. Doch alte Bauten haben so ihre Tücken: feuchte, schimmlige Wände vielleicht, morsche Dachbalken oder… [Weiter]
Blühende Landschaft | Eine Wolfenbüttler Landrätin hat Visionen. Von einem Bundesamt für kerntechnische Entsorgung zum Beispiel. Das wird es möglicherweise zwar niemals geben, aber wenn – dann müsste es in der Asse-Region entstehen: Inmitten eines Unternehmens- und Gründerparks nämlich, mit einem Innovations- und Kompetenzzentrum und einer angegliederten Hotelanlage versteht sich. Eine Parklandschaft also mit einer Art Kurbetrieb, der uns all unserer Sorgen entledigen wird. Oder doch… [Weiter]
Von Äpfeln und Birnen |  Stellen Sie sich vor, Sie sind auf dem Markt, verlangen ein Kilo Äpfel und Ihre Marktfrau zückt ein Maßband um die Äpfel zu vermessen. Vielleicht packt sie auch Birnen statt Äpfel in die Waagschale, denn schließlich ein Kilo ist ein Kilo. Würden Sie nicht zurecht am Verstand Ihrer Marktfrau zweifeln? Dabei ist genau das die Marktstrategie der Atompolitik. Gefährlich sind die hochaktiven Stoffe, sagen sie. Als seien diese gewissenmaßen die Leistungsportler… [Weiter]
Rumpelstilzchens Atommüllspinnerei | Dinge haben keinen Wert an sich. Ihr Wert wird ihnen von Menschen zugeteilt und resultiert aus Angebot und Nachfrage – meistens jedenfalls. Zuweilen reicht das bloße Rühren in der börsianischen Gerüchteküche aus, um den Wert eines Stoffes zu steigern. Warum Stroh von geringerem Wert ist als Gold, liegt wohl daran, dass es nicht nur mehr davon gibt, sondern das Stroh die Fähigkeit besitzt nachzuwachsen. Nur was selten ist, ist kostbar.  Nun ist… [Weiter]
Ohne Zweifel, wir leben in der besten aller Welten. Das klingt angesichts der vielen Plagen wie Erdbeben, Unwetter, Seuchen, oder Mückenschwärmen, die diese Welt ständig heimsuchen, zwar reichlich sonderbar, dennoch ist es die Wahrheit. Wir leben in der besten aller Welten, weil wir nur diese eine haben. Und wer keine Konkurrenz hat, ist immer der Erste, egal ob er hinkt, blind oder taub ist. Das ist ein ehernes Prinzip. In der Politik hat dieses Prinzip der „einzigen Möglichkeit“… [Weiter]
Fantastische Statistik* | Atommülltransporte sind ungefährlich. Das hat die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) statistisch einwandfrei nachgewiesen. Selbst, wenn diese Transporte das Atommülllager täglich anfahren würden, wenn es zu Unfällen käme, wäre das nicht weiter tragisch, denn der Atommüll läge sicher und geborgen in seinen Transportbehältern, denen selbst ein Brand nichts anhaben könnte. Sollte es tatsächlich gelungen sein, jene Wunderbehälter zu entwickeln,… [Weiter]
Quellen der Natur | Natürliche Hintergrundstrahlung, das hört sich irgendwie nach indirekter Beleuchtungan. Nach Kulisse, die uns gar nicht berührt, sich dezent im Hintergrund hält und deren einziger Zweck darin zu bestehen scheint, uns recht in Szene zu setzen. Und sie ist „natürlich“ also gesund. Jedenfalls nährt die Werbung gern den Mythos, von Gesundheit durch pure Natur. Nahrungsmittel beispielsweise, in bukolischem Ambiente präsentiert, sollen gesundheitsfördernde Frische und vollendeten… [Weiter]