Atommüll Alarm Aktuell

Atommüll Alarm 2014

Atommülllager KONRAD – Eine Kriminalgeschichte

(Mi., 08.10.14/UT) Eröffnung der Ausstellung  „Tatort Schacht KONRAD“ im Rathaus in Salzgitter-Lebenstedt. Im Rahmen der bundesweiten Kampagne „Atommüll-Alarm – Tatorte in Deutschland“ wird mit dieser Ausstellung der nunmehr  40jährige Widerstand und Werdegang des Atommüllprojektes  Schacht KONRAD anhand von Schlaglichtern sichtbar gemacht. Konzipiert wurde die Ausstellung von der Politologin Ursula Schönberger, die auch eine „kriminologische“ Einführung gab.

 „Heute sind wir im Rathaus, nicht davor“, begrüßte Ludwig Wasmus von der Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD die Besucher zur Eröffnung. In Sachen KONRAD habe es immer eine gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt Salzgitter  und der Arbeitsgemeinschaft gegeben, daher konnte die Ausstellung an diesem Ort realisiert werden. Bürgermeister Stefan Klein bestätigte dies in seinem Grußwort:  Erst in diesem Frühjahr haben die Stadt und einzelne Fraktionen gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft, mit er IG Metall Salzgitter und dem regionalen Landvolkverband  einen offen Brief unterzeichnet  mit der Forderung Schacht KONRAD müsse nach den neusten Kriterien von Wissenschaft und Technik erneut überprüft werden.

Dieser Brief hat Aufnahme in den jüngsten Teil der Ausstellung gefunden. Diese beginnt mit einem Zeitungsartikel vom  21. Mai 1975, der gleichsam als Prolog die Geburtsstunde der Idee vom Atommülllager KONRAD markiert. Von Überlegungen wird hier berichtet, dass die Einlagerung von Atommüll in Schacht KONRAD eine gute Möglichkeit sei, um die Erzgrube offen zu halten, für den Fall, dass später noch einmal auf die Eisenerzvorräte zurückgegriffen werden könne.

Vom Eisenerzabbau war bald nicht mehr die Rede. Doch die Idee vom Atommülllager setzte sich fest und die Plätze darin waren rasch reserviert. Bereits 1981 wurde – wie ein Dokument der Ausstellung aufzeigt – Schacht KONRAD als Entsorgungsnachweis für das AKW Gundremmingen (u.a.)  akzeptiert. Zu der Zeit  war nicht einmal der Planantrag gestellt…

„Tatort KONRAD ist ein Krimi vom Anfang bis zum Ende“ sagte Schönberger, der Erörterungstermin steckt immer noch allen in den Knochen, die dabei waren.“  Sie berichtet vom Schwarze-Peter-Spiel das ihrerzeit zwischen Umweltminister Jürgen Trittin und seinem niedersächsischen Amtskollegen Wolfgang Jüttner ausgetragen wurde. Beide bekundeten zwar Konrad sei nicht genehmigungsfähig, doch keiner von beiden machte der Farce ein Ende, bis die alte Erzgrube im Atomkonsens von 2000 zum politischen Bauernopfer wurde.“

2007 begann des Krimis nächster Teil. Nicht nur die Klage der Kommunen vor dem Oberlandesgericht wurde abgewiesen, sondern auch die der Familie Traube, deren Grundstück direkt neben KONRAD I liegt und die auf Nachweltschutz geklagt hatte. „Es gibt keinen Recht auf Nachweltschutz“, so das einschlägige Urteil des Richters. Mit diesem Urteil, so Schönberger, sei der gesamten Umweltpolitik die Basis entzogen. Auf einem Foto dieser Ausstellung sind die entsetzten, versteinerten Gesichter der Familie Traube vor dem Gerichtsaal zu sehen.

 

Der Krimi wird weiter geschrieben und der letzte Teil der Ausstellung ändert sich ständig und setzt sich fort. Während sich die Inbetriebnahme von Schacht KONRAD immer wieder um Jahre nach hinten verschiebt, kommen auch immer weitere Partien von Atommüll zum Vorschein, die, obwohl schwach- oder mittelradioaktiv, nicht in KONRAD eingelagert werden dürfen. Ein anderer  Platz wurde jedoch auch nicht für sie vorgesehen. Ob Schacht KONRAD in einer Katastrophe endet oder ob sich in der Bundesregierung doch noch einmal vernunftbegabte Politiker finden werden, die den alten Frühlings-Traum von 1975, die fiktive Idee, eine alte Erzgrube in ein Atommülllager umzuwandeln, endgültig begraben, ist noch nicht entschieden.

Die Ausstellung im 1. Stock des Rathauses in Lebenstedt (vor dem Ratssaal) läuft noch bis zum
24. Oktober 2014.

Führungen durch die Ausstellung: Für Interessierte, Gruppen und Schulklassen  können unter 05341 / 900194 vereinbart werden. Frau Schönberger ist gerne bereit durch die Ausstellung zu erführen und die aktuelle Problemlage zu erläutern.

Archiv-Seite wayback: https://web.archive.org/web/20150310160515/http://atommuell-alarm.info/home/