Fukushima Erinnerungen aktuell

Fukushima-Erinnerungen

Ulrike erinnert sich an Fukushima

Wie verabredet komme ich am Freitagnachmittag um 16.00 Uhr bei Peter in Braunschweig an. Wir wollen heute die anstehenden Schritte zum nächsten Großprojekt der AG anlässlich des 25. Jahrestages von Tschernobyl am 25.04.2011 in Salzgitter-Bleckenstedt unter dem Motto "Eine Region macht sich auf den Weg" weiter planen,.

Die Vorbereitungen dazu laufen bereits seit Herbst 2008. Ein aktionsreiches Jahr liegt hinter uns, im Rahmen der Diskussion um die Laufzeitverlängerung, die das Jahr 2010 bestimmte, waren wir an der größten Anti-Atomkraft-Menschenkette beteiligt, die bundesweit im Frühjahr bereits über 120 000 Atomkraft-Gegner_innen auf die Straße gebracht hatte, im September haben wir mit über 100 000 Demonstrant_innen gegen die mittlerweile beschlossene Laufzeitverlängerung der AKWs in Berlin demonstriert.

Bundesweit soll nun der Druck auf die Politik verstärkt werden, dazu sollen ausgerechnet am Ostermontag, 25. April 2011, dem 25. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe wieder möglichst viele Menschen zum Protestieren auf die Straße gebracht werden, gar nicht so einfach! Wie wollen wir die Menschen schon wieder motivieren auf die Straße zu gehen und dann noch an einem Feiertag? Also gilt es den Protest attraktiv zu machen. Wir planen, dass sich aus möglichst vielen Orten aus der Region des Weltatomerbe Braunschweiger Land viele Menschen per Fahrradkorso oder Autokonvoi auf den Weg zur Industriestraße nach Salzgitter-Bleckenstedt machen sollen. Also quasi den Osterausflug mit einer Demo verbinden.

Dazu haben wir Ortsschilder erstellt wie ‚Braunschweig gegen Atomkraft‘, die die Menschen bereits im Vorfeld erwerben können, um ihre Teilnahme verbindlicher zu gestalten. Am heutigen Freitag wollen wir also das endgültige Layout auswählen, Fotos von den Ortsschildern für die Homepage der AG machen, um die Mobilisierung anzuschieben, nur noch 6 Wochen bleiben uns dafür…

“hast du schon gehört“, so werde ich begrüßt, “in Japan ist es nach einem Erdbeben zu einem verheerenden Tsunami gekommen. Die Flutwelle hat das AKW Fukushima Daiichi getroffen, eine Kernschmelze droht“.

Erinnerungen an Tschernobyl sind sofort wieder da, fassungslos versuchen wir weitere Informationen zu bekommen, müssen uns trotz aller Katastrophenmeldungen aus Japan auf unsere für heute geplante Aufgabe konzentrieren. Als ich nach Hause fahre, steht fest, in Daiichi kommt es zur Kernschmelze, zum Super-Gau, jetzt bin ich mir sicher, dass Ostern mehr Menschen als bisher geschätzt auf die Straße gehen werden….

Und tatsächlich, 11 000 Demonstrant*innen waren in Salzgitter dabei, bundesweit über 250 000, die den sofortigen Ausstieg aus der Atomindustrie fordern.

Weiter geht es mit den Großdemos, bis im Juli das sofortige Abschalten von 8 AKWs  sowie der Ausstieg aus der Atomenergie bis 2022 beschlossen wird‚ vergessen‘ wurde in diesen  sog. Ausstieg  die Brennelementefabrik in Lingen und die Urananreicherungsanlage in Gronau mit einzubeziehen, und die Frage wohin mit dem Atommüll ist bis heute nicht geklärt, das bekommen wir in unserer Region tagtäglich zu spüren.

Es bleibt also weiterhin viel zu tun, angesichts des Rollback in Deutschland, jetzt soll die Atomkraft plötzlich das Klima retten, in Frankreich werden die Laufzeiten der altersschwachen AKWs auf 50 Jahre verlängert, wenn sie denn vorher repariert werden. Welche Konsequenzen haben wir aus Tschernobyl und Fukushima gezogen, haben wir schon wieder alles vergessen? Man mag geneigt sein, diese Frage zu bejahen, angesichts des Festhaltens an der Olympiade in diesem Jahr.

Ulrike Jakob-Praël